Wie wir etwas tun ist wichtiger als was wir tun. – Freiweg
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Wie wir etwas tun ist wichtiger als was wir tun.

„Da will ich hin!“, sagte meine Freundin und legte die Visitenkarte eines Geschäfts auf den Tisch. Sie war nach Triest gekommen um einzukaufen. Im Apartment, das sie während ihres kurzen Aufenthalts bewohnte, hatte sie eine Auswahl von Parfums vorgefunden, samt einer Karte, wo man diese kaufen könne. In einen der Düfte hatte sie sich verliebt, das Marketing der Parfümerie hatte seine Wirkung nicht verfehlt. 

Als ich sie zur Adresse begleitete, stellte ich fest, dass ich an diesem unscheinbaren Geschäft schon zigmal vorbeigegangen war. Der dezente Schriftzug „Essenze“ sagte eigentlich schon alles über das Geschäft aus.

Auf kleinstem Raum haben Mutter und Tochter unzählige Falkons in Regale und auf Tische geräumt. Firlefanz haben sie sich gespart, die Produkte sprechen für sich. Die Auswahl ist erlesen, sie haben sich für die Crème de la Crème aus der Welt der Düfte entschieden. Das ist ihr Anspruch und den spürt man sofort.

Da unsere Italienischkenntnisse gerade einmal für das Bestellen von Essen und Getränken ausreichen, lehnten wir die Bedienung zuerst dankend ab. Als wir aber rasch feststellten, dass wir uns in diesem Sammelsurium nie und nimmer zurecht finden würden, nahmen wir die Unterstützung der Tochter dankend an. Und das war gut so, denn in diesen Laden geht man nicht, um sich rasch „irgendeinen“, sondern „den“ Duft zu kaufen. 

Es schien beinahe, die beiden wüssten bereits, welcher es ist, nachdem wir gerade einmal eine Begrüßung gemurmelt hatten. Mit der schlichten Feststellung „THIS is for you!“ überreichten sie einen Papierstreifen um meiner Freundin ihren neuen Duft zu präsentieren. 

In unserer Überflusswelt sind wir daran gewöhnt aus mehreren Optionen zu wählen. So war es auch bei diesem Kauf. Es folgten noch einige blumigere, würzigere, herbere Varianten, die allesamt nicht wirklich überzeugten. Schlußendlich entschied sie sich für den allerersten Duft, der sich auf der Haut über die Zeit einfach wunderbar und extravagant entfaltete.  Die Verkäuferin nahm es wohlwollend zur Kenntnis und ersparte sich ein „Ich hab es ja gleich gesagt!“. 

Du fragst dich, warum ich das alles erzähle und was das mit Marketing zu tun hat? Die Zeit des USP (Unique Selling Proposition) ist vorbei. Ich kann mich gar nicht erinnern, ob ich jemals einen Kunden hatte, der tatsächlich einen echten USP hatte. Positionierung sieht heute anders aus. Es geht darum ein eigenständiges schlankes Imageprofil auszuformen, das eine starke Persönlichkeit entwickelt, sich abhebt und einprägt, aber nicht unbedingt einzigartig sein muss.

Wie wir etwas tun ist wichtiger als was wir tun . Die beiden Damen von Essenze machen in ihrem kleinen Laden etwas richtig. Sie haben ihre Kompetenz verbunden mit Empathie und ihrer Leidenschaft für Düfte und daraus eine glaubwürdige, beeindruckende und vor allem eigenständige Unternehmensphilosophie geformt. Damit sind sie unschlagbar. 

Könnte ich diese Parfums auch bei einer der großen Ketten kaufen? Wahrscheinlich ja. Hätte ich dort dieses unvergessliche Einkaufserlebnis gehabt? Eher nein. 

Wer nach Triest kommt, kann sich gerne selber überzeugen. Die Parfümerie Essenze findest du an der Adresse Piazza Sant’Antonio Nuovo 4.

 

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