Body Shaming - Körper sind nicht verkehrt, die Normen sind es – Freiweg
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Body Shaming

Body Shaming – Körper sind nicht verkehrt, die Normen sind es

Ich bin Mutter einer erwachsenen Tochter. Sie ist gesund, intelligent, lebenslustig, kreativ und selbstbewusst. Dafür bin ich dankbar, es hätte nämlich auch ganz anders kommen können. 

Seit dem Kindergarten gehört sie zu den mehrgewichtigen Menschen. Das hat sie zum Glück in jeder Hinsicht stärker gemacht.

Unsere Rollen sind heute in vielen Lebensbereichen vertauscht. Ich lerne jetzt von ihr. Ganz besonders, wenn es darum geht, den eigenen Körper zu akzeptieren, wie er ist. 

Warum wir darüber reden müssen 

Jeder hadert hin und wieder mit seinem Körper und strebt danach, ein Idealbild zu erfüllen. In unserer Gesellschaft, die Gewichtsverlust glorifiziert, kann dieser Wunsch nach Perfektionismus aber leicht in Selbstverachtung abgleiten. 

Wir erleben den eigenen Körper nicht mehr lustvoll, sondern erklären ihn zum Kriegsgebiet. 

Es beginnt in der Kindheit

Babies finden wir herzig, wenn sie ein paar Kilo zu viel haben. Spätestens in der Pubertät aber ändern wir unsere Meinung.

In Kindergarten und Schule werden Kinder normiert. Individualität hat dort keinen Platz und das beschränkt sich nicht nur auf den Körper.

Für alle die nicht der Norm entsprechen, beginnt eine harte Zeit. Nach und nach wird das eigene Empfinden für den Körper durch eine Zahl auf der Waage ersetzt. 

Irgendwann dreht sich alles nur mehr um Gewicht und Aussehen. 

Die gar nicht nette Familie.  

Nicht jedes dicke Kind ernährt sich von Pommes und Softdrinks. Aber dieses Vorurteil hält sich hartnäckig, auch in der Familie, die eigentlich der Ort sein sollte, an dem sich Kinder geborgen und sicher fühlen. 

Wir meinen es ja nur gut, tatsächlich aber projizieren wir die eigenen Vorurteile auf die lieben Kleinen. Jeder nimmt sich heraus, dem Kind oder den Eltern Ratschläge zu geben. Irgendwann begreift dann auch das zufriedenste Kind, dass mit ihm etwas nicht stimmt. 

Die Folge ist oft eine jahrzehntelange unfreundliche bis unerbittliche Auseinandersetzung mit dem Körper.

Idealbilder vs. Selbstakzeptanz

Medien und Werbung tragen freilich dazu bei. Wir bekommen stets ein Idealbild vor die Nase gehalten. Dass damit selbst Celebrities oft nicht mithalten können, zeigen die vielen Vorfälle von Body Shaming, denen sie ausgesetzt sind. 

Warum gehen wir mit unserem eigenen Körper so wenig wertschätzend um? Er ist ein Wunderwerk! Jeder Mensch, der mit körperlichen Einschränkungen zu kämpfen hat und sei es auch nur für kurze Zeit, weiß, welch ein Geschenk ein funktionierender Körper ist.

Body Shaming – von äußeren auf innere Werte schließen

Nicht jeder mehrgewichtige Mensch lebt ungesund, ist faul oder undiszipliniert. Die Größe und Form eines Körpers hängen von vielen Faktoren ab. Warum nehmen wir uns also heraus, von äußeren auf innere Werte zu schließen und diskriminieren damit systematisch dicke Menschen?

Fühlen wir uns schöner, wenn wir andere häßlich finden? Geht es uns besser, wenn sich jemand anderer schlecht fühlt?

Die abfälligen Bemerkungen, die wir gedankenlos machen, sagen mehr über unsere eigene als über die fremde Persönlichkeit aus.

Lichtblicke

Es gibt jedoch Lichtblicke. Langsam tauchen immer mehr Rolemodels auf, die sich mit ihrem Gewicht und Aussehen akzeptieren, wie sie sind. Sie haben sich bewusst für einen gesunden Lebensstil entschieden, betreiben Sport und ziehen an, was ihnen gefällt. Der Weg dorthin war zumeist steinig. Am Anfang stand bei allen die Selbstakzeptanz.   

Ob meine Tochter jemals eines dieser Rolemodels werden wird? Keine Ahnung. Für mich ist sie es bereits. 

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